Ein Instrument lernen im Alter

„Mit 17 ist die Chance vorbei”, so die Antwort eines Geigenlehrers auf die Frage, bis zu welchem Alter es möglich sei, eine professionelle Geigenkarriere zu beginnen. Das liegt daran, dass bestimmte Bewegungen, die für das Geigenspiel, aber auch für das Spielen manch anderer Instrumente notwendig sind, dem erwachsenen Körper nicht mehr so einfach entlockt werden können.

Heißt das nun, dass Erwachsene gar keine Möglichkeit zum Instrument lernen im Alter mehr haben, um sich damit zum Beispiel einen Traum zu erfüllen, der ihnen als Kind verwehrt blieb oder etwa eine neue Beschäftigung im Ruhestand zu beginnen? „Das ist keineswegs der Fall“, sagen die Musikpädagogen. Und sie ermuntern jede und jeden, der oder die Lust auf echte Töne statt Konserve hat, schnellstmöglich mit dem Instrument lernen im Alter zu beginnen. Denn als Erwachsener ein Instrument zu lernen, das hat auch Vorteile: das theoretische Wissen, welches zum Spiel eines Instrumentes nötig ist, können sich Erwachsene viel besser aneignen, als Kinder. Außerdem erfüllen sie sich mit den Musikstunden einen selbstbestimmten Wunsch und üben darum fleißiger, als Kinder, die mehr oder weniger gezwungen, von ihren Eltern an der Musikschule angemeldet werden.

Die Auswahl des Instruments

Für die Auswahl des Instruments gelten im Grunde die gleichen Kriterien wie bei den jungen Beginnern des Instrumentenspiels. Es sollte das Instrument gelernt werden, das auch dem Herzenswunsch entspricht. Zum Beispiel ist es überhaupt nicht sinnvoll, wenn jemand, der am allerliebsten Kontrabass lernen möchte, letztlich mit Blockflöte anfängt, weil diese preiswerter ist, als klassisches Anfängerinstrument gilt und leichter zu transportieren ist. Jemand, der falsch beraten so in seine Lernbiografie startet, wird vermutlich nie richtig Spaß am Musizieren haben und im schlimmsten Fall das Musik lernen im Alter für immer aufgeben.

Es ist also ganz wichtig, das richtige, das gewollte Instrument zu erlernen. Für sich möglicherweise ergebende Schwierigkeiten, wie hohe Kosten oder großes Gewicht, werden sich dann Lösungen finden. So können heutzutage alle Instrumente erst einmal zur Probe geliehen werden, außerdem gibt es günstige Nachbauten, die für den Anfänger durchaus genügen und auch der Kauf eines gebrauchten Instrumentes ist eine sinnvolle Idee. Und mancherlei Hilfsmittel machen es auch möglich, schwere Instrumente von A nach B zu bewegen. Einzig die Oboe ist ein Instrument, das zum Musik lernen im Alter nur eingeschränkt zu empfehlen ist, da im fortgeschrittenen Lebensalter nicht mehr jeder in der Lage ist, den hierfür erforderlichen Blasdruck aufzubringen. Und auch offensichtliche Behinderungen machen das Erlernen bestimmter Instrumente unmöglich. So kann natürlich jemand, der seine Beine nicht mehr bewegen kann, nicht mehr Orgel spielen, weil er das Pedal nicht treten kann und jemand mit eingeschränkter Motorik in der rechten Hand, kann keine Instrumente mehr lernen, bei denen beide Hände aktiv bewegt werden müssen, wie zum Beispiel Klarinette. Eine Posaune könnte aber dennoch gespielt werden, da hier die rechte Hand nur eine Haltefunktion wahrnehmen muss.

Wie sieht es aber aus, wenn ein Interessent am Musik lernen im Alter gar keine bestimmten Vorstellungen von seinem zukünftigen Instrument hat? „Dann können wir sehr wohl Empfehlungen geben“, sagen die Musikpädagogen. Und kommen dann letztendlich doch auf die klassischen Anfängerinstrumente zu sprechen, wie Blockflöte, Gitarre, Klavier oder Akkordeon, denn bei diesen Musikinstrumenten sind die Töne schon in sauberer Form da, wenn eine Taste gedrückt wird oder zumindest unzweifelhaft zu finden, durch die Bünde bei der Gitarre oder eindeutige Griffe bei der Blockflöte.

Bei Streichinstrumenten hingegen oder bei Blechblasinstrumenten spielt das musikalische Gehör eine große Rolle für das Spielen des richtigen Tons. Deshalb ist es für das Erlernen solcher Instrumente von Vorteil, wenn der Lernwillige schon Musikerfahrung aus dem Singen in einem Chor mitbringt. Denn einzig beim Singen ist es notwendig, sich einen Ton im Kopf vorzustellen, bevor er gesungen wird. Doch das sind nur günstige, aber keine notwendigen Voraussetzungen für das Erlernen auch jener Instrumente.

Der Unterricht

Ist das passende Instrument gefunden, so steht die Suche nach dem richtigen Unterricht an. Hierfür gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten:

  • den Unterricht face to face mit einem Lehrer oder einer Lehrerin,
  • das autodidaktische Lernen zu Hause oder
  • das Lernen mit einem Onlinetutor.

Natürlich sind auch Mischformen denkbar. So gibt es zum Beispiel autodidaktisches Material für Selbstlerner und außerdem einmal im Monat eine Onlinepräsenzstunde oder es nimmt jemand Unterricht an der Musikschule und bekommt vom Lehrer oder der Lehrerin noch vertiefendes Material mit nach Hause. Die Grenzen sind fließend. Welche Form des Unterrichts für Senioren am besten ist, hängt von den je persönlichen Vorlieben ab, aber auch von den jeweiligen Lebensumständen.

Ältere Senioren sind manchmal nicht mehr so mobil und scheuen den Weg aus dem Haus, gerade in der dunklen Jahreszeit. Auch ist bei ihnen die Möglichkeit zu lernen öfter von der Tagesform abhängig und so können sie zu Hause ihre Unterrichtsstunde flexibel danach ausrichten. Für diese Gruppe käme natürlich auch ein Lehrer in Frage, der ins Haus kommt. Jüngere Senioren hingegen, die gerade erst in den Ruhestand getreten sind, sind oft eher daran interessiert die eigenen vier Wände zu verlassen und neue Kontakte zu schließen.

Ihnen sei in jedem Fall der Gruppenunterricht zu empfehlen. Er ist nicht nur günstiger als der Einzelunterricht, sondern schafft die gesuchten Kontaktflächen. Und um die Kontakte zu vertiefen und weil Musikmachen in einem kleinen Ensemble oder Orchester viel mehr Spaß macht, gibt es hierzu von Musikschulen, aber auch von Kirchengemeinden oder Musikvereinen zahlreiche Angebote. Ensemble bestehend aus den jeweiligen Instrumentengruppen, aber auch gemischte Ensemble. Auch in Hinblick auf die Altersstruktur gibt es inzwischen in vielen Städten ein breit gefächertes Angebot. Reine Erwachsenengruppen findet man ebenso wie Gruppen, in denen jung und alt zusammenspielen. Letzteres ist zum Beispiel auch interessant für (Groß-) eitern, die gemeinsam mit ihren Enkel-(kindern) musizieren wollen.

Doch egal, für welche Form des Musiklernens und -ausübens sich ein Erwachsener entscheidet, er tut sich auf jeden Fall etwas Gutes: seiner Psyche, aber auch seiner körperlichen Gesundheit und Fitness. So wird durchs regelmäßige Musizieren die Gedächtnisleistung verbessert und das Risiko einer Demenzerkrankung reduziert. Auch der Hörsinn und die Motorikleistung werden durchs Musizieren verbessert.

Gründe genug, auch im Alter ein Instrument zu lernen und das Musikspiel zu praktizieren. Frei nach dem Text eines Kanon: Himmel und Erde müssen vergehen, aber die Musica, aber die Musica, die bleibt bestehen.

Achtung: Üben zuhause

Völlig klar, dass man fürs Üben nicht jedes Mal in einen Übungsraum fahren will sondern dies auch zuhause machen will. Auch wenn man das Instrument irgendwann besser beherrscht, will man doch schließlich auch in den eigenen vier Wänden musizieren können. Solange es die Hausordnung zulässt, sollte das auch kein Problem sein, allerdings gibt es hier einiges zu beachten, um nicht von verärgerten Nachbarn initiiert, ein Bußgeld verhängt zu bekommen. Worauf man beim Musizieren zuhause achten sollte, entnehmen Sie dem Bussgeldkatalog.