Der Mensch und die Musik

Es ist ein gewaltiges Thema: der Mensch und die Musik. In unserer rationalen, von Technik beherrschten Welt wird die Musik gerne als eigentlich unwichtiges Beiwerk behandelt. Musik wird gehört, eben beiläufig. Doch tatsächlich gibt Musik dem Menschen viel mehr, als er oder sie sich vielleicht eingestehen wollen. Denn Musik ist hörbar gemachtes Gefühl. Musik, das ist Freude, Trauer, Schmerz und Glück. Musik ist Zündstoff für Adrenalin und genauso ein Beruhigungsmittel. Musik peitscht Massen in die Hysterie und gleichzeitig ist Musik das Bindemittel für ein friedliches Miteinander.

Musik ist Medizin

Der Mensch benötigt die Musik, denn alleine die Ratio, der Verstand, würde uns vermutlich in den Wahnsinn treiben. Musik ist ein in beide Richtungen funktionierendes Ventil für Emotionen der unterschiedlichsten Art. Natürlich haben sich längst auch Wissenschaftler der Musik angenommen und ihre Wirkung auf den Menschen untersucht. Alles, was messbar ist, wurde gemessen, wenn der Mensch Musik hört oder selber ein Instrument bedient. Sie verändert die Atemfrequenz, den Herzschlag, den Blutdruck, die Muskelspannung.

Musik veranlasst den Körper, verschiedene Hormone auszustoßen, die wiederum den physischen Zustand verändern. Musik wird in der Medizin eingesetzt. Sie hilft dabei, Schmerzen zu lindern oder unterstützt die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten. Nachweisbar bildet unser Gehirn unter dem Einfluss von Musik neue Nervenschaltungen.

Musik ist wichtig in der Erziehung von Kindern. In der sogenannten Bastian-Studie wurde festgestellt, dass Musikunterricht die soziale Kompetenz von Kindern positiv beeinflusst. Mit Musik wird unser Gehirn trainiert. Denn die im Ohr ankommenden Töne stellen eine wahre Informationsflut dar, die wir unbewusst verarbeiten. Diese Informationen, wie hohe und tiefe Töne, Klangfolgen, Rhythmus, Melodie, Position der Schallquelle und zeitliche Abstände der eintreffenden Töne, stellen für unser Gehirn eine Herausforderung dar und es beginnt, zu messen und zu vergleichen.

Durch Musik zu mehr Intelligenz?

Sehr interessant ist die Feststellung, dass sich das Gehirn von regelmäßig musizierenden Menschen verändert. Profimusiker und ebenso engagierte Amateure weisen in ihren Gehirnen Bereiche auf, die stärker als bei nicht musizierenden Menschen ausgebildet sind. So etwa die Areale, die sich mit der Steuerung der Motorik beschäftigen. Vor allem die Verknüpfungen zwischen dem Gehirn und den Händen werden beeinflusst, wobei sich neue Nervenbahnen bilden. Musik verhilft zu einem besseren Gedächtnis. Das haben beispielsweise die Religionen schon früh erkannt. Der Gesang von Kirchenliedern ist nicht nur eine Form der Anbetung, das Singen dient auch dazu, die Inhalte im Gedächtnis zu behalten. In der Neuzeit wurde diese Theorie durch einen Test verifiziert. Ein Professor lies seine Anatomiestudenten ihren Lernstoff vorsingen. Tatsächlich zeigte es sich, dass die gesungenen Inhalte besser im Gedächtnis haften bleiben, als wenn diese einfach nur gelesen oder geschrieben werden.

Dass Musik unser Gedächtnis und unsere Gefühle beeinflusst, weiß vermutlich jeder aus eigener Erfahrung. Wer hat nicht bestimmte Erinnerungen, die untrennbar mit einem Lied verbunden sind?

Musik als Waffe und in der Werbung

Musik kann aber auch eine Waffe sein. Sie kann der Steuerung von Menschen dienen. Nicht umsonst wurden schon frühe Werke verschiedener Komponisten etwa bei Militärparaden genutzt, um ein bestimmtes Bild bei der Bevölkerung und bei den Soldaten zu erzeugen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Radetzkymarsch des österreichischen Komponisten Johann Strauss. Nur wenige Kompositionen werden so eng mit dem Militärwesen verbunden wie dieses Musikstück, das in den Ohren moderner Menschen nicht übermäßig aggressiv wirkt. Im 19. Jahrhundert, der Entstehungszeit des Radetzkymarsches, hingegen war der Rhythmus dem Stechschritt der Soldaten auf den Leib geschrieben.

Im Grunde war es ein unbewusstes Werbemittel für den Dienst in der Armee. Heute ist aggressive Musik ein sehr bewusstes Werbemittel, gerade bei militärischen Einrichtungen, die Nachwuchs suchen. Musik in der Werbung ist ein besonderes Kapitel, wobei sich manchmal Kommerz und Kunst gegenseitig unterstützen. So manches Lied hat es Dank des Einsatzes in einem Werbespot in die Hitlisten der Radiosender und Musikverlage geschafft und nicht wenige Produkte verdanken umgekehrt ihren Verkaufserfolg einem bestimmten Lied.

Ein paar Beispiele dazu:

  • „Welch ein Tag“ gesungen von Mario Jordan — Produkt Diebels Bier
  • „Merci, das es dich gibt“ komponiert von Stefan Oberhoff — Produkt Schokolade
  • „First time, first Love“ gesungen von Robin Beck — Produkt Coca Cola
  • „Sail away“ gesungen von Joe Cocker — Produkt Becks Bier
  • „Like ice in the sunshine“ gesungen von Cassandra Steen — Produkt Langnese Eis

Musik ist generationenübergreifend und gleichzeitig jeweils ein Meilenstein für eine Generation. Dabei ist jede einzelne Generation von ihrer“ Musik so überzeugt, dass alles davor und dahinter entweder als Auftakt oder als Abgesang betrachtet wird. Die Musik der Jugend ist hierbei absolut prägend. Der eingefleischte Rock ’n“ Roller der 60er Jahre wird mit Rapp, Trance und Bitpop nur wenig anfangen können. Umgekehrt werden für einen 16-Jährigen des 21. Jahrhunderts Begriffe wie Funk Rock, Grunge oder Indie Rock kaum eine Rolle spielen. Doch war das schon immer so?

Von den Anfängen der Musik

Ein exaktes wann und wo gibt es in Bezug auf die Musik nicht. Ausgehend von der Theorie, das die Ursprünge des Menschen auf dem afrikanischen Kontinent zu finden sind, kann genauso angenommen werden, dass der erste Gesang in den Steppen und Urwäldern des schwarzen Kontinents erschallte. Vielleicht entwickelte sich der Gesang aus Rufzeichen, die den ersten Menschen zur Kommunikation über größere Distanzen dienten. Vielleicht half der Gesang aber auch gegen Ängste in der Nacht, denn der Mensch stand nicht immer an der Spitze der Nahrungskette. Von Afrika ausgehend trugen die Urmenschen den Gesang in die Welt. Im späteren Verlauf haben die verschiedenen Populationen auf den Kontinenten ihren jeweils eigenen Gesang geformt. Die Indios des Doppelkontinents Amerikas genauso wie die Aborigenes Australiens oder die mongolischen Nomaden Sibiriens.

Irgendwann kam zum Gesang ein Instrument, vielleicht war beides auch gleichzeitig entstanden. Irgendjemand schlägt spielerisch auf einem hohlen Baumstamm einen Rhythmus und beginnt dazu zu summ‘ oder zu singen. Alles ist möglich. Ohne eine Zeitmaschine werden wir es nie erfahren. Aber es finden sich Artefakte, die immerhin einen bestimmten Zeitraum festlegen, indem sicher ist, dass zu dieser Zeit Musik ein Bestandteil der menschlichen Kultur war. So etwa das älteste bisher gefundene Musikinstrument. Mehr hierzu sowie weitere interessante Fakten zum Thema Musik im zweiten Teil dieses Artikels.